Die Emsdettener Volkszeitung schreibt über „Mutterhabensein“:
„Welche Mutter kennt diese mal bittenden, mal fordernden Schreie ihrer Sprösslinge nicht? „Mama. Mama, Mamaaa!“ So tönte es aus der Konserve und markierte den Beginn eines außergewöhnlichen Theaterereignisses.
Kultur im Autohaus – wie passt das zusammen? Diese Frage wird sich mancher gestellt haben, der am Freitag auf dem Weg zur Neuenkirchener Strasse war.
Es passt, davon konnte sich jeder Skeptiker überzeugen. Wenn es zunächst noch etwas nach Gummi roch, war das längst vergessen, als die Zuschauer ein Raum im Stile eines Bistros mit einladend gedeckten Tischen empfing. Wer nach einer Bühne suchte, suchte umsonst.
Bei den Emsdettener Theatertagen stand am Freitagabend das Stück „Mutterhabensein“ der renommierten Regisseurin Carola v. Seckendorff auf dem Programm.
In erster Linie ging es um die Themen Muttersein früher und heute, die Rolle der Frau im Wandel der Zeit und die Verbindung der Generationen im Frau-sein.
Die quirligen Schauspielerinnen Cornelia Kupferschmid, Johanna Kollet, Christiane Hagedorn und Ulrike Rehbein schlüpften in die Rolle der Mütter, sowie der Töchter mitten im Publikum.
Sie wechselten ständig ihre Positionen, lachten, tanzten, ulkten herum, während sie ihre Lebensgeschichten als überaus sensibel gestaltetes Vexierspiel reflektierten.
Via Kassettenrekorder schalteten sie die Statements der Muttis und Omis hinzu, die bei vielen der zahlreich erschienenen Zuschauer sofort Erinnerungen weckten. „Da haben wir noch gar nicht drüber nachgedacht, ich war doch glücklich als ich endlich heiraten konnte.“ erinnerte sich eine Mutter der Nachkriegsgeneration.
Ängste, Nöte und Wünsche der Frauen wurden generationsübergreifend thematisiert, eingebettet in den historischen Kontext: Beatles-Hysterie in den 60ern, Modern Talking und Schulterpolster in den 80ern und so weiter. Nazi-Vergangenheit und Mauerfall durften auch nicht fehlen. Die Rolle der Frau früher war wenig selbstbestimmt. „Mein Gott, da haben wir nun mal eben Kinder gekriegt. Da hat uns auch keiner drauf vorbereitet.“ schallte es vom Tonband.
Heute haben es die Frauen, die Beruf, Alltag und Familie gleichzeitig managen müssen, auch nicht unbedingt leichter. Trennung, Scheidung und die Beschäftigung mit dem Tod gehören damals wie heute zum Leben.
Eine Frage hat sich jedoch nicht geändert: „Woran bin ich schuld?“ Aufgelockert wurde die Szenerie durch ironisch überspitzte Einschübe aus der Schwangerschaftsgymnastik, quasi wie aus dem Lehrbuch der Situationskomik. Kein Wunder, dass das Publikum aus dem Häuschen war. (…)“
13.11.17
T. Kalotauszegi-Linnemann